Leserbriefe

Klare Ziele wichtiger als Willensbezeugungen

13. / 14. März 2021

zum Artikel im Weilheimer Merkur  „Weilheimer Charta lässt Weilheim leuchten“

 

Es ist sehr erfreulich, dass sich Weilheim klare Vorgaben für eine nachhaltige Stadtentwicklung setzen möchte. Allerdings sehe ich in der Charta noch nicht die Vorgaben, die für das Erreichen des Ziels der Klimaneutralität bis 2035 notwendig wären. Bloße Willensbekundungen gab es bisher lokal, regional und international sehr viele – und wir wissen, was daraus geworden ist. Formulierungen wie „minimieren“, „weitgehend“, „nähert sich“, „nur wo nötig“ und anderes lassen (zu) großen Spielraum. Wo genau ist eine Versiegelung „notwendig“? Wie wird mit dem klimaschädlichen Beton verfahren – wäre Holz nicht eine gute Alternative? Wie steht es mit Kreislaufwirtschaft, ökologischer Landwirtschaft und Bioessen? Warum werden unter der Rubrik „Mobilität“ Fahrradwege und car-sharing nicht erwähnt? Wie wäre es mit autofreien Zonen in der Innenstadt und Wohngebieten ohne Auto? Suffizienz wird nicht einmal erwähnt. Und woher kommen die notwendigen Gelder? Wie werden Gelder kreiert, die in nachhaltige Projekte fließen bzw. Von wo werden diese Gelder abgezweigt? Und wirklich nachhaltiges Wirtschaften muss immer den Natur- und Klimaschutz als vorrangige Einheit sehen; denn ohne ein stabiles Klima und gesunde Natur hilft uns aller kurzzeitiger Profit nichts. Meine dringende Bitte an den Stadtrat: Setzt euch klare, jährliche Ziele, die darauf hinauslaufen, dass Weilheim bis 2035 klimaneutral ist. Dazu ist ein jährlicher Bericht notwendig, der aufzeigt, wo Weilheim steht. Bei Nicht-Einhalten der Ziele sollten diese von den Bürgern einklagbar sein. Nur dann wird diese Charta wirklich Vorbildcharakter haben.

 

Klimathemen kritischer hinterfragen!

 2. März 2021

zum Artikel „Klimakiller für immer wegsperren“

 

Die Nachrichten mehren sich zu Klimaschutz und den Folgen des Klimawandels, so dass es keinem mehr entgeht, dass die Überhitzung unseres Planeten Realität ist. Gut so. Aber weiterhin werden die Fakten so dargestellt, als gäbe es die Dringlichkeit nicht, unter der wir handeln müssen. Tatsache ist, dass die Menschheit noch 286 Gigatonnen (Gt) CO2 emittieren „darf“, um eine relativ akzeptable Wahrscheinlichkeit zu haben, eine globale Klimakatastrophe zu vermeiden. Von diesem CO2-Budget werden pro Jahr etwa 42 Gt verbraucht. Ginge es gerecht in der Welt zu, dann dürfte jeder Mensch noch etwa 36 Tonnen CO2 verursachen – das schafft ein Durschnittsdeutscher in etwa 3 Jahren. In der Zeitung aber lesen wir von Klimazielen bis 2050, wir lesen von „nachhaltigem“ Kerosin. (Woher stammen denn diese „Biofuels“? Unter anderem aus Palmölplantagen die eine absolute Katastrophe für Natur und Klima sind.) Wir lesen von geringeren CO2-Emissionen pro Person am Münchner Flughafen - mit erhöhten Passagierzahlen – was für den Klimaschutz KEIN Erfolg ist, denn dem Klima ist es egal, warum die Emissionen ansteigen. Wir lesen von technischen Optimierungen, die sage und schreibe 3000 Tonnen CO2 einsparen – was den Emissionen von 300 Menschen entsprechen – angesichts von 48 Millionen Passagieren ein nicht wirklich nennenswertes Ergebnis. Es wäre schön, wenn der Merkur bei Klimathemen kritischer hinterfragen und recherchieren könnte, und die dargestellten Fakten in Relation zur Dringlichkeit darstellen würde. Bei Corona wird ja auch nicht lobend erwähnt, wenn ein Landkreis schon mal 100 Impfungen ausgibt.

 

Radfahrer gleichberechtigt behandeln

2. Februar 2021

zum Artikel „Und wer räumt für Radfahrer?“

 

Radfahren ist nicht nur Zeitvertreib und Spaß. Es ist eine Art der Fortbewegung – wie für andere das Autofahren. Nur dass das Radfahren dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035, das sich Weilheim gesetzt hat, sehr viel näher kommt als das Autofahren. Daher sollte es selbstverständlich sein, ein sicheres Radfahrern zu jeder Jahreszeit zu ermöglichen. Es ist Zeit, dass Radler als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer durchgehend und konsequent anerkannt und behandelt werden. Da helfen ausgefeilte neue Mobilitätskonzepte – aber auch ganz einfache Maßnahmen wie das Schneeräumen.

 

Mensch und Natur zusammenbringen

2. Februar 2021

zum Artikel "Verschärft Vergrämung das Problem?" Und „Streit um Biberabschuss..“

 

Vergrämen von Saatkrähen. Abschuss von Bibern.

Die Natur ist zu laut. Die Natur ist zu dreckig. Die Natur bringt Unordnung.

Wie passt das zusammen mit:

  • Immer lautere Autos und Motorräder durch Tuning des Auspuffs.
  • Immer mehr Mikroplastik im Boden, in der Luft, in der Nahrung. Hauptursache: Reifenabrieb.
  • Immer mehr Klimagase in der Luft, und dennoch immer mehr fette Autos auf den Straßen.

Umweltverschmutzung, Lärm, Gefährdung unserer Gesundheit. Damit assoziiere ich uns Menschen, nicht die Natur. Wir sollten endlich lernen, MIT der Natur zu leben, nicht gegen sie, solange wir noch die Wahl haben.

 

Klimaneutralität muss sofort angegangen werden!

5./6. Dezember 2020

zum Artikel: Stadtrat trägt Plan in Sachen „Klima“ mit

 

Was für eine tolle, wichtige Nachricht, dass der Weilheimer Stadtrat einstimmig (!!) beschlossen hat, dass Weilheim bis 2035 klimaneutral werden soll. Was für ein sagenhaftes Ergebnis! Das wäre noch vor 2 Jahren unvorstellbar gewesen. Dieser Beschluss ist wesentlich für alle zukünftigen Entscheidungen der Stadt sowie für alle Einzelmaßnahmen der Bürger*innen in Weilheim. Denn dieses Ziel gilt ja nicht nur für die Stadt, sondern auch für jeden einzelne(n) Bürger*in. Wenn dieser Beschluss mit allem Ernst und Verständnis der Lage gefallen ist, dann muss ab sofort klar definiert werden, wie die Stadt Weilheim und ihre Bürger*innen pro Jahr etwa 7% ihrer Emissionen reduzieren wollen. Damit könnte und sollte man sofort anfangen, und nicht weitere Maßnahmen verzögern, indem man auf die Anstellung und Einarbeitung einer Klimaschutzmanagerin und auf die Erstellung eines Energienutzungsplanes wartet. Dazu liefern die Vorschläge aus dem Klimanotstandsplan genügend Anregungen. Weltfremd ist nicht, wer auf sofortige effektive Klimaschutzmaßnahmen drängt (und sie auch im persönlichen Leben durchführt), sondern wer trotz Verständnisses der Bedrohung durch den Klimaschutz immer noch viel redet, aber wenig konkret handelt.

 

Drive-In Weihnachten

6.12.2020.

Zum Artikel „Das Weihnachtsmarkt Drive In Konzept in Kürze erklärt" vom 5./6. Dezember 2020 im Weilheimer Merkur

 

„Eine besinnliche und schöne Vorweihnachtszeit“ sollen wir haben, indem wir mit dem Auto zum Weihnachtsmarkt Drive In fahren. Es ist mir bewusst, dass Händler dringend Unterstützung benötigen und Bürger*innen ihr Weihnachten irgendwie erhalten mögen. Aber durch ein „Drive In“? Wo bleibt da die Besinnlichkeit der Weihnachtszeit? Und wie können Menschen teilhaben, die kein Auto besitzen? Diese Möglichkeit wird gar nicht angedacht. Gleichzeitig reden wir über Klimaneutralität und Dringlichkeit des Klimaschutzes. Wir leben in einer immer abstruseren Welt.

 

Klimaschutz ist kein Spiel

9.11.2020

zum Artikel „Energiewende bis 2035 wohl nicht zu erreichen“ vom 5. November 2020

 

Wann endlich verstehen wir, dass die Frage, ob wir die Klimaneutralität bis 2035 erreichen, keine Option ist, sondern dringende Notwendigkeit? Das Erreichen dieses Ziels darf nicht dem Glück überlassen bleiben, wie ein Spiel einer Fußballmanschaft. Sondern es bedarf der absoluten dringlichsten Priorität. Uns allen ist doch die Gesundheit unserer Mitmenschen wichtig, wie ja auch die Coronakrise zeigt. Dann müssen wir uns auch dringend auf das Erreichen unserer Klimaziele fokussieren, und sie Nicht nur als Option betrachten, die erreicht werden wird oder nicht. Klimaschutz ist keine Option sondern wesentliches Fundament unserer Zukunft.

 

Selbstverständlichkeit

Zum Artikel „Umweltschutz vor Rendite!“ Vom 29.10.2020

 

Glückwunsch an den Huglfinger Gemeinderat, der sich einstimmig für die kurzfristig teurere aber langfristig viel sinnvollere Variante eines PV-Dachs entschieden hat. Angesichts der Tatsache, dass der gesamte Landkreis (inklusive aller Gemeinden, aller Bürgerinnen und Bürger) bis 2035 klimaneutral sein möchte, sollte die Entscheidung in Huglfing eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Bis es das ist, benötigt es noch viel mehr klare Kommunikation über die Dringlichkeit und Machbarkeit des Klimaschutzes. Falls Bedarf bei Ihnen besteht – gerne halte ich bei Ihnen einen Vortrag, sobald Corona es erlaubt.

 

Befreiung vom Konsumzwang

zum Beitrag der Leserfrage „Was halten Sie von car-sharing“ vom 10./11. Oktober

 

Car-sharing ist durchaus eine sehr gute Option - auch für Menschen außerhalb der Großstadt. Seit einem Jahr besitze ich kein Auto mehr. Und bisher konnte ich immer fahren,wenn ich ein Auto benötigte. Doch leider ist der Grundimpuls - möglichst alles sofort haben und tun können, was ICH will, und ablehnen, was dem eventuell entgegenwirken könnte - sehr tief in uns verfestigt. Viele Menschen scheinen nicht aus diesem Mantra der Wachstumsgesellschaft herauszukommen, auch wenn sie sehen und verstehen, wie wesentlich ein Umdenken für unser aller Leben wäre. Es ist wie eine Sucht, die uns die Wirtschaft über Jahrzehnte aufgepresst hat. Statt dieser Konsumsucht und der angeblichen Notwendigkeit der Spontaneität gibt es eine andere, viel heilsamere „Sucht“. Dazu möchte ich einen Teil aus einem Gedicht der 16-jährigen Clara Hanitzsch, F4F Dresden, zitieren:

 

„...Es ist meine Vision, dass wir die Welt schützen

für die nächste Generation.

Denn – Nein! Das hier ist kein Hobby, kein Spiel.

Es geht um alles. Nicht nur um viel.

 

Es muss mein – Dein – unser tiefe Sehnsucht werden.

Wie ein inneres Lied, ein Ohrwurm, der nie aufgibt.

Eine Sucht, die nichts zerstört

sondern fest in unsere Herzen und Köpfe gehört.

 

Ein Drängen und Streben Tag und Nacht.

Ein ständiges Bedrängnis - auch wenn es für dich Nachteile hat....“

 

Die angenommenen Nachteile wandeln sich sehr schnell zu Vorteilen – eine Befreiung vom Konsumzwang, eine große finanzielle Befreiung, und nicht zu verachten - ein gutes Gefühl, einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz zu leisten.

 

Nicht zeitgemäßes Bauen und Zeitkapsel

6.10.2020

Zum Merkur-Artikel vom 6.10.2020: " 10.000 Stoa Besucher" und zur Eröffnung der Berufsschule in Weilheim

 

Klimaneutrales Bauen ist leider bisher in unserem Landkreis noch nicht angekommen. Dass die Zementproduktion (die ja die Grundlage für Beton darstellt) fast 7% der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, und man daher durch Betonbauten nicht gerade den Klimaschutz fördert, scheint kaum jemanden zu jucken. Holzbauten (natürlich mit regionalem Holz) sind nicht nur klimafreundlicher, sondern sehr viel angenehmer, wärmer und wohltuender für Körper und Seele als Betonklötze, die sich in keinster Weise in die Natur fügen. Es wäre dringend Zeit, dass Bausektor, Auftragsgeber und auch einige Künstler umdenken und den Gebrauch von Beton aus ihrem Portfolio streichen. Statt sich bei den zukünftigen Generationen zu entschuldigen, dass wir im Jahr 2020 immer noch nicht fähig waren, effektiv die Klimakatastrophe aufzuhalten, sollen sich die Menschen, die im Jahr 2090 die Zeitkapsel der Berufsschule öffnen, über eine Schulstunde, ein Lineal und einen Bleistift freuen?! Gut, dass von uns „Alten“ dann keiner mehr lebt – die Scham über unser eigenes Nicht-Handeln würde dann sogar diejenigen überwältigen, die heute so tun, als müssten wir nicht dringlichst umsteuern.

 

Auch die Kutschenverkäufer mussten einst umpolen

22.9.2020

zum Artikel Licht am Ende des Tunnels“ vom 16. September 2020 im Münchner Merkur

 

Ein Licht würde aufgehen - nicht wenn mehr Autos verkauft werden, sondern ganz im Gegenteil: Wenn wir endlich begreifen, dass Individualverkehr keine Zukunft haben kann und darf (natürlich mit Ausnahmen für manche Berufe). Der Klimawandel schreitet unbeirrt weiter, Söder möchte Wasserleitungen nach Franken bauen wegen der zunehmenden Trockenheit, die Wissenschaft publiziert immer beunruhigendere Fakten über Kipp-Punkte und große Mengen an Klimaflüchtlingen – und wir freuen uns über eine Zunahme des Autoverkaufs?! Auch die Kutschenverkäufer mussten einst umpolen; genauso wäre es dringend an der Zeit, dass Autohändler überlegen, was sie in Zukunft verkaufen wollen. Wenn in den nächsten Jahren der Auto-Absatz einbricht, da endlich durch politische Auflagen der ÖPNV stark verbilligt wird und Autos Luxusware werden, dann darf sich keiner beschweren, von dieser Entwicklung überrascht zu werden. Übrigens zerstören auch E-Autos unsere Landschaft. Wir sollten endlich umdenken und ein System ermöglichen, in dem ein Leben ohne Auto auch für bequeme Menschen möglich ist – und eine Gesellschaft, die sich wundert, wenn ein gesunder Mensch für eine Fahrt ins Auto steigt, die man ebenso gut mit dem Radl oder ÖPNV zurücklegen kann. Mit weniger Autofahrten und weniger Autos insgesamt erübrigt sich übrigens die Frage nach einer Umgehungsstraße. Denn die ist dann vollkommen überflüssig.

 

Stolz auf Klimaforschung – und auf Klimaschutz?

9.9.2020

Zum Artikel „Starkregen-Forschung! Vom 9.9.2020

 

Weilheim wurde für eine Studie zu Starkregen ausgewählt, denn durch den Klimawandel gibt es in unserer Region „ein ansteigendes Risiko im Zusammenhang mit Starkniederschlägen und einen erheblichen Anpassungsbedarf“. Bürgermeister Loth ist „stolz“, dass Weilheim Teil der Studie ist und als „Pilotkommune helfen kann.“ Das ist schön. Aber unverständlich und inkonsequent. Wenn erkannt wird, dass der Klimawandel auch in unserer Region enorme Schäden anrichten kann - warum ist es dann nicht auch möglich, für Weilheim – oder auch den ganzen Landkreis – den Klimanotstand auszurufen und entsprechend sofort und konsequent zu handeln?

 

Corona hat sofort drastische Veränderungen in unserem Leben ermöglicht. Der Notstand war und ist hier klar und verständlich: Die unmittelbare Gefährdung vieler unserer Mitbürger, die es zu schützen gilt. Auch durch den Klimawandel sind wir unmittelbar bedroht. Warum ist es dann so schwer, diese Bedrohung endlich ernst zu nehmen, sie beim Namen zu nennen und stolz darauf zu sein, eine Pilotkommune im Klimaschutz zu werden?

 

Zum Wohl zukünftiger Generationen

8.9.2020, Münchner Merkur

zum Leserbrief vom 5./6. September „Wissenschaftliche Erkenntnisse“ von Mafred Deckert

 

Immer mehr Menschen interessieren sich für die Wissenschaft – das ist eine wunderbare Entwicklung. Nur wird es schwierig, wenn Nicht-Wissenschaftler meinen, die Wissen-schaft zu kennen und daher Schlüsse ziehen, die vollkommen unwissenschaftlich sind.

Es gibt tatsächlich Wissenschaften, die zu 100% richtige Aussagen machen können. Wenn ich in meinem Garten einen Stein in die Hand nehme und fallen lasse, dann fällt er mit 100%-iger Wahrscheinlichkeit auf den Boden.

 

Diese Art von Aussage kann man in Systemen nicht treffen, die von einer Unmenge von Faktoren beeinflusst werden. In der Klimawissenschaft kann man Entwicklungen so gut wie möglich durch Klimamodelle ermitteln.

 

Wenn diese Modelle die vergangenen Klimaentwicklungen sehr gut nachvollziehen, dann sind sehr wahrscheinlich alle relevanten Faktoren im Modell enthalten; und dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das Modell auch zukünftige Klima-Entwicklungen gut beschreibt. Die derzeitigen Modelle geben an, dass der Mensch mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit die Ursache für den Klimawandel ist.

 

Natürlich kann man sich sagen: „Das glaube ich nicht. Ich halte mich lieber an die 5%-ige Wahrscheinlichkeit und genieße mein Leben wie gehabt.“ Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns trauen, die Aussagen der Wissenschaft so ernst zu nehmen, wie sie sind und entsprechend handeln - oder uns lieber wegducken - zum Leidwesen aller zukünftiger Generationen.

 

Es steht nicht nur viel auf dem Spiel, sondern alles, was uns lieb ist."

4.9.2020

Zum Artikel „Klimaschutz: Das Ziel ist klar, der Weg nicht“ vom 20. August

 

 „Weilheim muss klimaneutral werden“– das ist ein wichtiges Ziel. Aber es macht einen großen Unterschied, bis wann und wie die Klimaneutralität erreicht wird, und für wen die Klimaneutralität gilt – für die Stadt Weilheim oder alle Bürger. Für effektiven Klimaschutz muss Klimaneutralität die Emissionen aller BürgerInnen mit einbeziehen. Dazu sollten sie viel stärker – beispielsweise über Bürgergutachten – eingebunden werden.

 

Eine neue Studie des Umweltbundesamtes (Big Points des ressourcenschonenden Konsums) zeigt, in welchen Bereichen jeder Einzelne am effektivsten Emissionen mindern kann. So ist die effektivste Maßnahme im Bereich Mobilität zum Beispiel: Abschaffen des eigenen Autos; im Bereich Konsum: Weniger kaufen; im Bereich Wohnen: weniger Fläche bewohnen.

 

Wie kann die Stadt Weilheim solche Maßnahmen unterstützen und gleichzeitig für alle ein gutes Leben ermöglichen? Ein wichtiger Ansatz ist dabei auch der Preis: Wenn klimaschädliches Verhalten teurer wird, dann würden mehr Menschen klimafreundlich handeln. Daher sind Ideen, wie die Parkgebühr von 25 Euro, die in Garmisch-Partenkirchen diskutiert wird, durchaus überlegenswert.

 

Insgesamt gilt: Die notwendigen Änderungen sind tiefgreifend, aber auch positiv: Fokus auf das Wichtige (Gesundheit, Gemeinschaft, artenreiche Natur, stabiles Klima), Abkehr vom Glauben an das „immer mehr“, Achtsamkeit füreinander und Freiheiten für Individualisten.

 

Ja, es geht um einen Systemwandel, aber das hat nichts mit linker Träumerei zu tun, sondern mit einem dringenden Überlebenswillen. Es sollte klar sein: Der Klimawandel wartet nicht auf uns. Es steht nicht nur viel auf dem Spiel, sondern alles, was uns lieb ist.

 

Daran sollte sich nicht nur der Weilheimer Stadtrat orientieren, sondern alle Gemeinden in unserem Landkreis und darüber hinaus. Dabei könnten wir ein wichtiges Zeichen setzen.

 

Corona versus Klima

März 2020

 

Flüge werden gestrichen, Produktionsketten eingestellt, die Börse reagiert sofort und viele Menschen begreifen: Der Klimawandel ist eine ernsthafte Gefahr , die wir als Menschheit so schnell wie möglich in den Griff bekommen müssen, um großes Leid auf der ganzen Welt zu vermeiden.

 

Nein, halt, das war anders: Der Coronavirus ist eine ernstzunehmende Gefahr, die wir als Menschheit in den Griff bekommen müssen. Auch gut. Aber die Reaktion auf den Coronavirus ist erstaunlich in Relation zu weit größeren Gefahren – wie der Luftverschmutzung (Jährlich ca 6 Millionen Tote weltweit), Autounfälle (> 1 Millionen Tote pro Jahr weltweit) und vor allem dem Klimawandel (mindestens 250.000 Tote pro Jahr ab dem Jahr 2030 – und diese Rate ist nur der Anfang einer globalen Katastrophe).

 

Wenn wir Angst um unsere Gesundheit, ja unser Überleben haben, warum reagieren wir dann nicht entsprechend auf die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen? Corona zeigt, dass Menschen durchaus fähig sind, sehr schnell auf eine Gefahr zu reagieren und drastische Maßnahmen zu ergreifen und zu akzeptieren. Warum sind dann ähnliche Maßnahmen nicht auch gegen den Klimawandel möglich? Ich denke, hier greifen v. a. drei Faktoren: (1) Der Schuldfaktor. Ich bin nicht schuld am Coronavirus. Dadurch kann ich seine Existenz akzeptieren und helfen, dass die Ausbreitung minimiert wird. (2) Der Statusfaktor. Der Coronavirus stellt nicht meinen Lebensstandard in Frage. Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus richten sich nicht gegen meine Lebensweise. (3) Der Gefährdungsfaktor. Der Coronavirus ist konkret und vor Ort, während der Klimawandel weiterhin für viele als nicht real oder weit entfernt vom eigenen Leben empfunden wird.

 

Im Grunde müsste unsere Antwort auf den Klimawandel die derzeitigen Maßnahmen gegen den Coronavirus bei Weitem übertreffen. Doch davon sind wir weit entfernt. Schade eigentlich. Das Leben ist so schön, auch ohne Auto, ohne Luxus; einfach mit wunderschöner Natur und guten Freunden. Das gilt es zu erhalten.

 

Vertrauen auf Fehler in der Wissenschaft wäre fatal

6.6.2017, Münchner Merkur

 

Einige der Leserbriefe zu Trump spiegeln die häufigen Erfahrungen wieder, die ich im Laufe meiner Vorträge mache – ein Unwissen vieler Menschen über die Ursachen und Folgen des Klimawandels. Es ist durchaus verständlich, dass dieses Unwissen weiterhin verbreitet ist, wird doch oft falsch über den Klimawandel berichtet. Lassen Sie mich daher auf einige wenige Punkte eingehen:

 

Dass es „extrem viel Geld“ koste, die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz durchzuführen, ist falsch – der IPCC beschrieb schon 2014, dass die notwendigen Maßnahmen 0,06% des jährlichen globalen Wirtschaftswachstums kosten würden. Das ist sicherlich viel Geld, aber durchaus machbar – v.a. in Anbetracht der Tatsache, was passieren würde, wenn wir nicht rechtzeitig handeln. Allein bis 2050 könnten mehrere 100 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren – auf Grund des durch den Klimawandel verursachten Meeresspiegelanstiegs, sowie extreme Hitze- und Dürreperioden. Wohin sollen diese Menschen gehen? Wie sollen sie sich schützen? Der Ökonom Sir Nicholas Stern spricht daher auch vom größten Marktversagen der Menschheit. Hier von einem Preis-/Leistungsverhältnis zu sprechen erscheint mir makaber.

 

Was wären denn „vernünftigere Sachen“ als 100% Erneuerbare Energien, Isolierung der Häuser, Ausbau der Energie-Effizienz und Schutz von Wäldern und Mooren? Das Tolle an diesen Maßnahmen ist doch, dass sie auch ganz ohne Klimawandel positive Auswirkungen haben – sie befreien uns von der Abhängigkeit von endlichen fossilen Rohstoffen; sie helfen uns, massiv Geld zu sparen; sie schaffen Frieden, weil Kriege für fossile Energien überflüssig werden; und sie schützen die Biodiversität, deren starker Rückgang eine weitere Gefahr für die Menschheit birgt.

 

meiner Ansicht nach sind die wichtigsten Gründe gegen den kliamschutz zu wettern: Angst vor Veränderung und die Hoffnung nach kurzzeitigem Profit. Hier sollte man bedenken: Wer Angst vor Veränderungen hat, wäre gut beraten, mitzuhelfen, den Klimaschutz schnell voranzutreiben; denn die Veränderungen, die wir durch Untätigkeit erleben würden, werden sehr wahrscheinlich um ein Vielfaches größer und unangenehmer als die, welche durch einen Umbau unserer fossilen Wirtschaft entstehen. Und wer Angst um seinen Profit hat, der sollte möglichst schnell seine Gelder aus fossilen Anlagen herausnehmen („Divestment“), um noch vor dem Platzen der Kohlenstoffblase seine Gelder zu sichern.

 

Von wegen Bevölkerungswachstum – die Bewohner westlicher Staaten erzeugen um ein Vielfaches mehr CO2 als die meisten Afrikaner oder Asiaten. Wenn man die gesamten CO2 Emissionen einzelner Länder seit der Industrialisierung aufaddiert, dann steht Deutschland an 5. Stelle! Deutschland hat also durchaus eine Verantwortung, seine Emissionen drastisch zu senken; und es hat eine Vorbildfunktion, um anderen Ländern zu zeigen, wie ein hoch-industrialisiertes Land mit 100% Erneuerbaren Energien gut auskommen kann. Dass das möglich wäre, zeigen mehrere Studien – wir müssten nur endlich die vorhandenen Technologien massenhaft einsetzen. Und bitte sagen Sie nicht, das wäre zu teuer!

 

Im Übrigen sind sich 97% aller Wissenschaftler einig, dass der Klimawandel existiert, menschengemacht und bedrohlich ist. Es wäre natürlich das Beste, was uns als Menschheit passieren könnte, wenn all diese Wissenschaftler falsch liegen würden. Darauf zu vertrauen wäre fatal.

Das Wesentliche vergessen: Nachhaltiger Bankwechsel!

 

Münchner Merkur, April 2017

Es überrascht mich sehr, dass Sie bei Ihren Ratschlägen, auf was man beim Bankenwechsel achten soll, nicht auf nachhaltige Geldanlagen eingehen. Wie kommt´s? ist Ihnen nicht bewusst, dass unsere Geldanlagen direkt unser aller Zukunft – nicht nur die unseres eigenen Geldbeutels – beeinflussen? Denn je nachdem, wo unser Geld liegt, werden damit Projekte finanziert, die man persönlich eventuell nicht finanzieren würde – darunter z.B. Öl-Pipelines, Mountain-Top-Removal u.a. Solche Geldanlagen sind nicht nur moralisch schwierig, sondern auch wirtschaftlich heikel, da mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien die fossilen Energien in Kürze stark an Wert verlieren werden. Um diese Kohlenstoffblase zu vermeiden und um unsere Zukunft vor einer Klimakatastrophe zu schützen, sind alle Menschen angehalten, ihre Gelder den Institutionen zu entziehen, welche die fossile Industrie direkt oder indirekt unterstützen („Divestment“). Und dazu gehören v.a. auch Banken.