Ich bin so frei

Ich Mensch, endlich frei.

 

Frei gemacht, freigestrampelt, emanzipiert,

hochgeklettert, auf der Leiter der Evolution,

hochgearbeitet die Stufen der Hochkultur.

 

Endlich frei

 

nicht mehr gegängelt von den Marionettenfäden der Instinkte

nicht mehr angebunden an enge Biotope.

 

Endlich frei.

 

Durch die Sprache, die ich forme,

nicht mehr nur gen-programmiertes Grunzen und Piepen und Bellen.

 

Endlich frei.

 

Statt mich anzupassen an Hitze, Kälte, Klima und Umgebung,

mache ich passend, was nicht passt.
Ich heize oder kühle, ich baue und betoniere,
ich forme was mich umgibt, so wie´s mir passt.

 

Ich bin so frei.

 

Mit Hirn und Händen trete ich an zum Kampf gegen den Feind Natur,

hol raus was die Erde hergibt,

ebne was sich in den Weg stellt,

und wohin mich meine Füße nicht tragen,

dahin lasse ich mich fahren und fliegen – von Maschinen gesteuert,
von Energie befeuert.

 

Endlich frei.

 

Nicht so schnell wie eine Gazelle? – egal: ich erfinde die Schnelle.

Nicht so feinsinnig wie ein Hund? - egal: Geschmacksverstärker helfen meinen

Sinnen auf die Sprünge.

Nicht so scharfsichtig wie ein Adler? - egal: ich ersinne Teleskop und Mikroskop.

Kein Gehör wie die Fledermaus? -: leise, laut? Egal!

Es lässt sich alles regeln.

 

Endlich frei.

 

Endlich aufrecht der Gang, frei von den Fesseln der Natur,

die Umwelt beherrscht, die Erde erobert, Fahnen aufgepflanzt und Zäune gesetzt.

 

Und jetzt: Alles meins – ich bin so frei.

 

Und jetzt: in der Freiheit - verloren,
in der Freiheit - gefangen, gefesselt vom „meins“.

Geknebelt vom Mehrhabenmüssen, Mehrverdienenmüssen, Mehrerleben müssen.

 

Nicht die Freiheit die ich meine, nicht die Freiheit, die ich ersehne.

Traurige Freiheit: Hier ich – und da die Welt.

 

So strecke ich der Welt meine Hände aus.

Nicht die Fäuste.

Will sie fühlen und spüren und genießen.

Nicht mehr kämpfen.

 

Nicht gegen die Natur, sondern mit ihr.

Nicht gegen meine Natur, sondern im Einklang mit mir.

 

Ich ahne: So wäre ich frei, wahrhaft frei.

Frei im Verbundensein, frei im Lebendigsein,

frei in der Hinwendung zu allem Sein.

 

Ich bin da,

In der Welt und mit der Welt und für die Welt.

Ich bin so frei.

 

@Karl Mehl

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Kommentare: 1
  • #1

    Ernst Frommann (Mittwoch, 12 Februar 2025 14:25)

    Das ist ein sehr schöner Text, von Reflexion und Weisheit geprägt. Wenn ich als Denken könnender Mensch Selbst-Reflexion betreibe, eröffnen sich mir die Fakten, die Modalitäten, die Logik. die Wahrheiten, die Wirklichkeiten, die Echtheiten des Lebens, des Lebendig-Seins, der Lebendigkeit von Lebewesen - auch von uns Menschen - , auf der lebendigen Erde und ihren lebendigen Helfern, im lebendigen Universum und seinen lebendigen Helfern, seinen Universitäten (= Leben, Lebendig-Sein, Lebendigkeit / = Raum, = Lebensraum / = Zeit, = Lebenszeit / = Klima, = Wetter, = Tempertur, = Bewegung, usw., usw.! Der sich selbst durchdenkende, sich selbst reflektierende Mensch erkennt, dass er für Schlafen und Wach-Sein eingerichtet ist. Er weiß, dass er untrennbar, bedingungslos Luft zum Atmen geschenkt bekommt, damit er lebendig sein und bleiben kann. Wer um sich selbst weiß, hat sich gefunden. Er hat die Chance, sein körperliches Erden-Dasein in Lebensfreude, in Lebensglück, in Lebensdankbarkeit zu verbringen, zu genießen - und zwar frei von den Denkprogrammen der für Irrtümer anfälligen menschlichen Schlaf- oder Wach-Seins Fantasien, die das Denken verdrehende Geschichten erfinden und damit dem Leben, dem Lebendig-Sein, der Lebendigkeit, der Lebenswirklichkeit Wahrheit für Wahrheit entziehen! Das Beste für Sie, Herr Mehl: LLLLGW = Leben, Lebendig-Sein, Lebendigkeit, Liebe, Gesundheit, Wissen dazu! / Herzliche Grüße vom Ernst des Lebens (= Ernst Frommann)!