Heute ist mein Geburtstag. Und ich bin zu Hause statt bei der Arbeit. Zugegeben, es ist gar nicht so schlecht, heute daheim zu sein. Dennoch war dieser Morgen – wie so viele Morgen- und Abendstunden – geprägt mit großem Frust auf die BRB und die DB. Mein Hintergrund: Ich bin überzeugte Klimaschützerin, habe mein Auto verkauft und bin auf ein funktionierendes, verlässliches Zugsystem angewiesen, weil ich in München arbeite – wie viele andere in unserer Region auch.
Die Art und Weise, mit der man als Bahnkundin behandelt wird, ist eine Unverschämtheit (abgesehen von den freundlichen SchaffnerInnen), die „Performance“ ungenügend und die Prioritäten im Verkehrsbereich unzulänglich.
Man hat fast das Gefühl, dass die Bahnkunden absichtlich zum Autofahren gedrängt werden. Denn welcher Idiot fährt heutzutage noch mit dem Zug?! Wenigstens ist man im Auto im Warmen und hat einen Sitzplatz. Da ziehen Argumente wie „nahende globale Klimakatastrophe“ oder „Notwendigkeit des Klimaschutzes“ einfach nicht mehr, wenn man tiefgekühlt am Bahnhof steht. Und das ist absolut verständlich. Selbst für mich. Das soll was heißen…
Es ist auch verständlich, wenn es mal eine technische Störung gibt; wenn ein Notfalleinsatz den Fahrablauf stört oder wenn ein Sturmtief Bäume quer über die Gleise legt.
Was aber absolut unverständlich ist, ist, dass Ausnahmeerscheinungen die Regel geworden sind. Man ist inzwischen überrascht, wenn der Zug rechtzeitig eintrifft – und wird dann fast positiv bestätigt, wenn der Zug es dennoch schafft, 15 Minuten zu spät das Ziel zu erreichen – und man mal wieder den Anschluss verpasst.
Außerdem unverständlich ist die mangelhafte Kommunikation. Mitten im 21. Jahrhundert sollte man meinen, dass eine App und eine Bahnhofsanzeige verlässlich Ankunftszeiten angeben können. Wenn die App anzeigt, dass der Zug rechtzeitig kommt, am Bahnhof aber steht, dass der Zug 45 Minuten Verspätung hat, und man auf dem Rückweg nach Hause den Zug 15 Minuten später vorbeifahren hört, dann ist das schlicht und einfach eine Unverschämtheit. Und das ist keine Ausnahme. Ähnliches passiert ständig. Ich bin dafür, dass die Zeit, die man zu spät ankommt, ausgezahlt wird – nicht erst nach einer Stunde, sondern akkumulierend über´s Jahr hinweg. Da könnte man bald die Arbeit an den Nagel hängen und rein vom Verspätungsgeld leben.
Und schließlich verstehe ich nicht, wie es zu einer solch vollkommen verfehlten Verkehrspolitik kommt, die auf den Bau von Tunnel und Straßen setzt, statt es endlich zu schaffen, dass die Züge verlässlich fahren (dafür ist eine Zweigleisigkeit dringend erforderlich).
Mein Geburtstagswunsch an alle Menschen, die meinen, dass der Zugverkehr keine dringende Verbesserung braucht (v.a. geht der Wunsch an Sie, lieber Herr Dobrindt!): Bitte verwenden Sie mindestens eine Woche lang ausschließlich den Zug. Ohne selbst Zug zu fahren wissen Sie ja gar nicht, wie es ist, vom Zug abhängig zu sein – und was notwendig ist und was nicht. Also, Auto stehen lassen, zum Bahnhof radeln und rein in den Zug. Viel Freude am Fahren!
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