Wofür auf die Straße gehen?

Climate March München 2015, Leopoldstr.
Climate March München 2015, Leopoldstr.

Wir brauchen eine Massenbewegung für den Klimaschutz!
November 2015. Nieselregen und Kälte. Und dennoch demonstrieren etwa 1500 Menschen auf der Leopoldstraße in München für Klimaschutz. Der Zeitpunkt ist gut - kurz vor den Klimaverhandlungen in Paris sind viele Menschen am Klimaschutz interessiert.

 

Mai 2017. Strahlender Sonnenschein. Blauer Himmel. Ideal für einen Gang durch die Straßen der Münchner Innenstadt. Wie oft kann man schon bei beschwingter Musik und zwischen vielen sympathischen Leuten ohne Autolärm auf den Münchner Straßen wandeln? Die Stimmung ist dementsprechend gut - so viele freundliche, gut gelaunte Menschen trifft man selten so nahe beeinander. Dennoch: Nur ca 1000 Menschen nehmen teil.

Dabei ist es nicht nur ein wunderschöner Tag; auch die Dringlichkeit für wirksamen Klimaschutzes ist höher als je zuvor.

  • Die CO2-Konzentration der Erdatmosphäre ist die höchste seit  den letzten Millionen Jahren, im April 2017 lag sie bei 409 ppm.
  • Die CO2 Konzentration steigt schneller an als je zuvor. Stieg sie in den 60er Jahren noch um etwa 1 ppm pro jahr, ist der Zuwachs heute bei fast 3 ppm. (Earth System Research Laboratory, NOAA)
  • Die mittlere globale Temperatur (über Land und Wasser) hat sich innerhalb von zwei Jahren um 0,2 Grad Celsius erhöht - auf 0,94 Grad Celsius. Betrachtet man nur die Landoberfläche, dann liegt die durchschnittliche globale Temperaturerhöhung seit 1880 sogar auf 1,2 Grad Celsius (Goddard Institute for Space Studies, NASA)
Mittlerer globaler Temperaturanstieg über Wasser und Land. Quelle: NASA GISS
Mittlerer globaler Temperaturanstieg über Wasser und Land. Quelle: NASA GISS

 

Der Klimawandel zeigt daher auch immer dramatischere Folgen wie z.B. das Absterben großer Teile des Great Barrier Reefs, das Schmelzen der Eisschelfe auf der Antarktis und Grönland, und ein immer schnellerer Anstieg der Meeresoberfläche von inzwischen mehr als 3 mm pro Jahr.

 

Und doch wird weiterhin die mögliche Klimakatastrophe von vielen verleugnet. So steht im AfD Wahlprogramm zur Energie: "Klimaschutzpolitik: Irrweg beenden"; Trump hielt den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen. Im sogenannten postfaktischen Zeitalter wiegen Meinungen stärker als Fakten, Gefühle mehr als Gewissheiten.

 

Die Dringlichkeit ist also enorm klar zum Klimaschutz Stellung zu beziehen und deutlich zu machen:

  • Der Klimawandel ist real
  • Er ist eine Bedrohung für die Menschheit (und viele andere Arten)
  • Lösungen sind machbar
  • Wir fordern sofortige drastische Maßnahmen.

Warum nahmen dann so wenige Menschen am Climate March 2017 teil? Nimmt das Interesse am Klimaschutz ab? Umfragewerte zeigen das Gegenteil: 86% der Bevölkerung stimmen zu, dass Verbraucher einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollten. Gut ein Drittel der Bevölkerung ist dafür, Kohlekraftwerke abzustellen (Umfrage des WWF 2016).

Demenstsprechend sollte man meinen, dass die Anzahl der Teilnehmer an einer Demonstration für maximalen Klimaschutz hoch sein würde.

 

Wo waren alle anderen MünchnerInnen? 1000 Teilnehmer bei einer Bevölkerung von 1,5 Millionen, das sind weniger als 0,1%!

 

"Das Wetter war zu schön", meinten einige. Wären denn mehr gekommen, wenn es geregnet hätte?! Und  darf das Wetter wirklich so eine große Rolle spielen, wenn es um unsere Zukunft geht?

 

Ich glaube, dass viele Menschen noch nicht begriffen haben, wie wichtig ihre eigene höchst-persönliche Rolle in der Gestaltung unserer Zukunft ist. Man kann gut für den Klimaschutz sein - das kostet weder Zeit, Geld noch  Energie. Eine Meinung ohne entsprechende Taten reicht aber nicht. Kein Politiker hört die Klagen der Menschen, die zu hause auf dem Sofa geäußert werden. Um gehört zu werden, müssen wir gemeinsam aufstehen und klar und laut Änderungen fordern. Dabei kommt es auf jeden Einzelnen an.

 

Es ist dringend Zeit, dass jede(r), der die drohende Gefahr einer Klimadestabilisierung versteht, sich aktiv für eine lebenswerte Zukunft einsetzt. Nur so schaffen wir die notwendigen massiven Veränderungen noch rechtzeitig.

 

Das Gute ist: Die notwendigen Veränderungen - 100% Erneuerbare Energien bis 2030 in allen Bereichen (Strom, Wärme, Mobilität, Ermährung) - sind möglich. Dazu müssten wir "nur" für die nächsten Jahre gemeinsam aufstehen, den Einsatz für den Klimaschutz  zur Priorität machen, und Teil einer Massenbewegung werden, die endlich genügend Gewicht bekommt, um die notwendigen Änderungen durchzusetzen,

 

Es fehlen nur noch die Massen.

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