Und die Temperaturen steigen weiter...

Dass dieser Januar der wärmste Januar gewesen ist, der je gemessen wurde (seit den globalen Temperaturaufzeichnungen 1880), verwundert nicht. Warum darüber schreiben? Natürlich wird es immer wärmer solange wir nicht drastische Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase durchführen. Da wird es jeden Monat neue Schlagzeilen geben - der wärmste Februar, der wärmste März, usw. usw. Aber es wäre fatal, wenn wir uns an diese Veränderungen gewöhnen würden. Und dieser Januar hatte es in sich...

Weltbild des Klimawandels. Dargestellt ist die Abweichung der Temperatur im Januar 2016 von der Durchschnittstemperatur im Januar zwischen 1951 - 1980. NASA.
Weltbild des Klimawandels. Dargestellt ist die Abweichung der Temperatur im Januar 2016 von der Durchschnittstemperatur im Januar zwischen 1951 - 1980. NASA.

 

Zunächst ein paar Fakten zum Januar 2016:

  • Seit 1880 wird die Oberflächentemperatur der Erde global gemessen.

  • Inneralb der letzten 137 Jahre gab es noch nie einen so warmen Januar wie der Januar 2016.

  • Die mittlere (Monats-)Temperatur ist nicht gleichmäßig über die Erd-Oberfläche verteilt. Auch weiterhin gibt es Regionen, in denen es kälter ist als im globalen Mittel. Daher kann man nicht vom lokalen Erfahren auf globale Vorgänge schließen.
  • Die Arktis erwärmt sich stärker als alle anderen Erdteile. In diesem Winter ist die Erwärmung der Arktis besonders hoch - sie ist im Januar 2016 an manchen Stellen bis zu 7 Grad Celsius höher als im Durchschnitt gewesen.
Temperaturanomalien im Januar seit 1880. Noch nie war ein Januar so warm wie 2016. Quelle: Sydney Morning Herald
Temperaturanomalien im Januar seit 1880. Noch nie war ein Januar so warm wie 2016. Quelle: Sydney Morning Herald

 

  • Die Arktis erwärmt sich stärker als alle anderen Erdteile. In diesem Winter ist die Erwärmung der Arktis besonders hoch - sie ist im Januar 2016 an manchen Stellen bis zu 7 Grad Celsius höher als im Durchschnitt gewesen (siehe Karte oben).

  • Noch nie war die Abweichung einer Monatsmitteltemperatur so hoch wie in diesem Januar: 1,13 Grad Celsius (siehe Abbildung).
  • Der Januar 2016 ist der neunte Monat in Folge, in dem das bisherige monatliche Temperaturmaximum überschritten wurde.
  • In Deutschland war der Januar um 0,8 Grad C wärmer als im Mittel.

 

Klimawandel und El Nino

 

Nun könnte man denken, "Na ja, es ist ja auch ein El Nino Jahr. Die starke Erwärmung ist sicherlich vor allem dadurch verursacht." Leider falsch.

Mittlere jährliche Temperaturabweichung, farblich gekennzeichnet, ob das Jahr ein El Nino, ein El Nina oder ein "normales" Jahr war. Quelle: WMO
Mittlere jährliche Temperaturabweichung, farblich gekennzeichnet, ob das Jahr ein El Nino, ein El Nina oder ein "normales" Jahr war. Quelle: WMO

 

Stefan Rahmstorf, ein weltweit führender Klimaforscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), schätzt, dass nur etwa 20% der derzeitigen Erwärmung durch El Nino verursacht wird - der weitaus größte Teil, ca 80%, sind Folgen des anthropogenen Klimawandels. Die obige Abbildung der World Meteorilogical Organization unterstützt Rahmstorfs Aussage: die Abbildung zeigt, dass die mittlere Temperaturabweichung während El Nino Jahren seit 1880 immer größer wird - ein Indiz dafür, dass der Klimawandel Hauptursache für die immer wärmeren Temperaturen ist. Ob und wie der Klimawandel El Nino beeinflusst, ist bisher noch unklar; dies wird sehr gut in einem Artikel der Columbia University beschrieben.

 

2015 war das bisher wärmste Jahr

 

Nicht nur der Januar 2016 war extrem warm. Das gesamte Jahr 2015 war das bisher wärmste, das seit 1880 gemessen wurde.

Trend der globalen Temperatur, dargestellt als jährliche Abweichung von der Durchschnittstemperatur zwischen 1951 - 1980. NASA.
Trend der globalen Temperatur, dargestellt als jährliche Abweichung von der Durchschnittstemperatur zwischen 1951 - 1980. NASA.

 

Eine Studie von James Hansen und Koautoren zeigt, dass 2015 um 0,87 Grad Celsius wärmer war als die Durchschnittstemperatur zwischen 1951 und 1980. Fünfzehn der 16 (seit 1880) wärmsten Jahre kamen in diesem Jahrtausend vor. Doch die Temperaturabweichung der Jahresmitteltemperatur war noch nie so hoch wie im Jahr 2015. Und sehr wahrscheinlich wird auch 2016 zu einem der wärmsten Jahre seit 1880 gehören. Die zunehmende Erderwärmung seit 1880 wird durch diese Visualisierung von NASA sehr anschaulich dargestellt.

 

Erwärmung besonders stark in der Arktis

 

Die Erderwärmung ist am Nordpol besonders stark ausgeprägt. Dieses Phänomen nennt man polare Verstärkung.

Mittlere Temperaturanomalie (in Grad Celsius) je Breitengrad. Die Grafik zeigt eindrucksvoll die immense Temperaturerhöhung in der Arktis.  NASA.
Mittlere Temperaturanomalie (in Grad Celsius) je Breitengrad. Die Grafik zeigt eindrucksvoll die immense Temperaturerhöhung in der Arktis. NASA.

 

Die Auswirkungen der starken Erwärmung in der Arktis sind dramatisch. Noch nie war die Ausdehnung des arktischen See-Eises in einem Januar so gering wie dieses Jahr: sie betrug im Januar 2016 nur noch 13,53 Mio km2 - das sind 90.000 km2 weniger als beim letzten Minimum im Jahr 2011, und 400.000 km2 weniger als der Durchschnitt von 1981 - 2010. Pro Dekade geht im Januar das Eis inzwischen um etwas 3,2% zurück.

Der dramatischen Rückgang des arktischen See-Eises wird in der unteren Grafik von NSIDC dargestellt, wobei man beachten muss, dass die x-Achse nicht bei Null beginnt.

 

Rückgang des arktischen See-Eises zwischen 1978 bis 2015. Zu beachten ist, dass die x-Achse nicht bei Null beginnt. NSIDC
Rückgang des arktischen See-Eises zwischen 1978 bis 2015. Zu beachten ist, dass die x-Achse nicht bei Null beginnt. NSIDC

 

Die Auswirkungen dieser Veränderungen sind dramatisch für unseren ganzen Globus. Statt sich an immer neue Maxima zu gewöhnen, und dadurch eine globale Katastrophe mit extremen Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren, Hunger und Kriegen zu ermöglichen, ist es Zeit, dass wir schnellstmöglichst Veränderungen mobilisieren - in einem Ausmass wie es die Menschheit  bisher nur vom 2. Weltkrieg kennt. Dazu ruft die Climate Mobilization auf, die eine 100%-ige Reduzierung aller Treibhausgase bis 2030 fordert.

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