Bill McKibben, 350, und die Divestment Bewegung
Es gibt viele Menschen, die großen positiven Einfluss auf das Weltgeschehen haben. Aber kaum einer hat so viel in so kurzer Zeit bewirkt wie Bill McKibben.
McKibben ist schon seit Jahrzehnten in der Umweltbewegung aktiv- sowohl als Professor für Umweltwissenschaften an einem College in den USA, als auch als Schriftsteller. Schon 1989 warnte er vor den Folgen des Klimawandels. 2007 begannen er und eine kleine Gruppe hoch-motivierter StudentInnen eine USA-weite Bewegung, um den amerikanischen Kongress dazu zu bringen, mehr Engagement im Klimaschutz zu zeigen: „Step it up!“ war ein voller Erfolg mit Dutzenden von Aktionen in ganz USA. (eine davon organisierte ich an der Cornell University).
Im folgenden Jahr, 2008, stellte Bill McKibben dann die entscheidende Frage, die bisher keiner untersucht hatte:
Wie hoch darf die CO2 Konzentration der Atmosphäre sein, damit das globale Erdklima langfristig stabil bleibt?
James Hansen, damaliger Direktor des Goddard Institute for Space Studies in New York, errechnete die Antwort: 350 ppm CO2 . Das bedeutet: In der Atmosphäre dürfen nicht mehr als 350 Teilchen CO2 sein, relativ zu einer Millionen anderer Teilchen. Diese Konzentration erscheint vielleicht als sehr gering, aber da CO2 ein sehr wirksames Treibhausgas ist, heizen schon geringe Konzentrationen die Erdatmosphäre stark auf. Inzwischen beträgt die CO2 Konzentration der Atmosphäre ca. 399 ppm – sie ist also sehr viel höher als der Grenzwert von 350 ppm.
Die Dringlichkeit des Klimaschutzes wollte Bill McKibben möglichst effektiv und motivierend bekannt machen. So gründete er zusammen mit sieben StudentInnen die Kampagne 350.org. 2009 organisierte 350.org ihren ersten globalen Klimaaktionstag. Hunderte von bunten Aktionen wurden weltweit
durchgeführt, von der Mongolei, der tibetischen Hochebene zu Ghana bis München. Seitdem findet jährlich in der ganzen Welt ein globaler
Klimaaktionstag statt. Letztes Jahr wurden dabei allein in New York City ca 400.000 Menschen mobilisiert. Inzwischen wird diese Bewegung von vielen anderen Umweltgruppen unterstützt, maßgeblich dabei u.a.
Avaaz.. So hat es innerhalb von 8 Jahren eine kleine Gruppe hoch-engagierter Menschen geschafft,
eine globale Bewegung in die Welt zu setzen.
Doch trotz weltweiter Aktionen steigt die CO2 Konzentration weiter an. Es wurde klar: Klimaaktivisten müssen konkretere Kampagnen durchführen, um die wichtigste Ursache des
Klimawandels zu bekämpfen: Emissionen durch Kohle, Öl und Erdgas müssen drastisch reduziert werden. Wie schaffen wir das? Um konkrete Forderungen stellen zu können, verwendete Bill McKibben die
Daten der Carbon Tracker Initative. Diese zeigten
deutlich, dass 80% der bereits entdeckten fossilen Rohstoffe nicht gefördert werden dürfen, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden. Diese Information verbreitete Bill McKibben in „Do the math“ Touren durch Nord-Amerika und Europa (wir organisierten 2012 auch ein
Screening des Films in
München). Aus den "Do the math" Toren entwickelte sich eine neue Kampagne: die Divestment Kampagne „Go Fossil Free“. Das Ziel dieser Kampagne ist es, dass Städte, Universitäten, Kirchen, Versicherungen, Unternehmen, und Einzelpersonen der fossilen
Industrie ihre Investitionen entziehen. Die frei-gewordenen Gelder werden stattdessen nachhaltig angelegt.
Inzwischen beteiligen sich weltweit schon Dutzende von Universitäten, Kirchen und Städte mit erstaunlich großem Erfolg: weltweit sollen schon 2,6 Billionen USD deinvestiert werden. Auch in Deutschland setzen sich immer mehr Menschen für Divestment ein, u.a. auch in München. Details zu allen Aktionen in Deutschland finden Sie unter http://gofossilfree.org/de/.
2014 wurde Bill McKibben für seinen Einsatz zum globalen Klimaschutz mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Seine Reaktion darauf war „Der Nobelpreis gehört nicht nur mir, sondern all denjenigen, die sich für den Klimaschutz einsetzen“. Das sind bei Bill McKibben nicht bloß Worte. Er meint es so. Und das ist wohl mit das Bewundernswerteste an diesem Menschen – trotz seiner Bekanntheit hat er seine Bescheidenheit und Freundlichkeit nie verloren (siehe Bericht zu Bills München-Besuch 2009 hier). Vielleicht macht das eine wahre Führungspersönlichkeit aus – durch Beispiel zeigen, was möglich ist, liebevoll und ohne Wertung auch kleine Ansätze schätzen und selbstlos weitergeben, was man weiß und kann.
Übrigens, auch dieses Jahr gibt es einen Global People´s March for the climate. Machen Sie
mit!
Dieser Artikel haben wir für den Spatz geschrieben, durfte aber mit
freundlicher Genehmigung des Journals auch bei uns veröffentlicht werden.
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