Wo stehen wir eigentlich?

Unser Stand beim Lernfest 2014
Unser Stand beim Lernfest 2014

Am 17.5. fand wieder das Lernfest in Benediktbeuren statt, eine einzigartige Veranstaltung, bei der an vielen Ständen rings um das Kloster das Lernen an vielen unterschiedlichen Ständen gefeiert wird. Von der Kunst des Mörtelns und Backens bis hin zum Klimaschutz war alles vertreten. Auch WissenLeben e.V. hatte einen Stand, an dem die Besucher Wissenswertes über den Klimawandel und über Vögel und Schmetterlingen erfahren konnten.

 

Eine Frage, die wir uns stellten, war: Für wie dringlich halten die Besucher effektiven Klimaschutz? Um die Frage beantworten zu können zeigten wir den Besuchern, wie hoch die CO2 Konzentration heute, im Mai 2014, in unserer Erdatmosphäre ist - nämlich etwa 400 ppm (ppm steht für parts per million). Es gibt im Moment also 400 Teilchen CO2 in der Atmosphäre, im Vergleich zu einer Millionen anderer Teilchen.

 

Plakat an unserem Stand am Lernfest 2014
Plakat an unserem Stand am Lernfest 2014

Na und? Was bedeutet das eigentlich? An unserem Plakat sollten die Besucher nun schätzen, wie hoch die CO2 Konzentration sein darf, damit das Klima unserer Erde langfristig stabil bleibt; bei dieser Konzentration setzten die Besucher ein grünes Kreuz. Ein lila Kreuz zeichneten sie bei der CO2 Konzentration ein, welche - nach Ihrer Einschätzung - die höchste Konzentration innerhalb der letzten 800.000 Jahre vor der Industrialisierung darstellt. Dabei ist zu beachten, dass sich unsere Art, also Homo sapiens sapiens (der unglaublich intelligente Mensch) vor etwa 200.000 Jahren entwickelt hat. Die maximale Konzentration innerhalb der letzten 800.000 Jahre ist also eine CO2 Konzentration, die wir Menschen noch nie erlebt haben.

 

Erstaunlich viele Besucher schätzten, dass die heutige CO2 Konzentration schon heute höher ist, als langfristig für ein stabiles Klima notwendig wäre - eine Einschätzung, die leider richtig ist. Wie eine Studie von Jim Hansen schon 2009 zeigte, könnte schon eine CO2 Konzentration von mehr als 350 ppm langfristig dazu führen, dass das Klima instabil wird, d.h. von einer stabilen Lage in eine andere stabile Lage kippt. Dadurch würden sich die klimatischen Bedingungen für uns Menschen und viele andere Lebewsesen dramatisch verschlechtern. Daher ist effektiver Klimaschutz weit dringender als er uns meist vermittelt wird.

 

Weniger klar waren sich die Besucher darüber, wie hoch die maximale CO2 Konzentration innerhalb der letzten 800.000 Jahre gewesen ist. Hier schwanken die Einschätzungen zwischen 100 und 800 ppm. Tatsächlich betrug die maximale CO2 Konzentration innerhalb der letzten 800.000 Jahre ca. 300 ppm (siehe Abbildung). Das bedeutet, dass die Menschheit noch nie einer so hohen CO2 Konzentration ausgesetzt gewesen ist, wie wir sie heute erleben.

 

Insgesamt waren sich die Besucher des Lernfestes der Dringlichkeit effektiven Klimaschutzes erstaunlich bewusst. Doch die Konsequenzen daraus wurden selten gezogen, denn die meisten fragten sich, was es denn helfen würde, wenn sie etwas zum Klimaschutz beiträgen würden, wenn so viele andere nichts tun.

 

Deutlich wurde also v.a., dass wir uns noch viel mehr unserer eigenen Macht bewusst werden sollten. Selbstverständlich können wir die Dinge zum Positiven ändern, genau dadurch dass jeder einzelne etwas dazu beiträgt. Wer sollte es denn sonst tun?

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Hugo Kluge (Mittwoch, 21 Mai 2014 00:05)

    Klar können wir mehr erreichen. Wir sind viele mit gleichen oder ähnlichen guten Ansichten und Absichten, wir müssen uns mehr vernetzen, gemeinsam agieren und hartnäckig sein. Bewusstsein in der Gesellschaft wächst nicht über Nacht.

  • #2

    Maiken (Mittwoch, 21 Mai 2014 10:04)

    Und es gibt ja auch schon viele, die wissen, wie viel ihre eigenen Handlungen zum Klimaschutz beitragen. Und natürlich braucht es einige Zeit, um das Bewusstsein und die Motivation zum eigenen Handeln zu entwickeln. Aber es ist doch immer wieder erstaunlich wie viele Menschen meinen, dass das eigene Handeln nichts bringt.

  • #3

    Prof. Dr. Peter Finke (Donnerstag, 12 Juni 2014 08:22)

    Benediktbeuern ist ein wunderbarer Ort; ich freue mich sehr darauf, Ende Juni 2014 dort wieder am "Weimarer Kolloquium" teilzunehmen und einen Spaziergang durch die herrlichen Klappertopfwiesen machen zu können. Diesmal diskutieren wir im kleinen Kreis über "Grenzen". Uferzonen oder Waldsäume sind für mich perfekte Grenzen, nicht die Zäune und Schlagbäume der Juristen des Nachbarschafts- und des Staatrechts. Die Frösche wissen besser als wir, dass Grenzen keine Linien sind, sondern mehr oder weniger ausgedehnte Übergangszonen. Wo kann man dies besser erleben als in Benediktbeuern?