Bäume am Nordpol?!

Dieser Artikel wurde am 1.4. etwas umgeschrieben, da er nicht klar genug das zum Ausdruck brachte, was ich sagen wollte.

 

Am 2. April wird am Nordpol ein künstlicher Baum gepflanzt. Ein hochsymbolischer Akt. Aber ist so eine Aktion wirklich ein Symbol für effektiven Klimaschutz?

 

Natürlich begibt man sich mit dieser Frage in gefährliche Gewässer, denn dadurch kritisiert man eine Aktion von der Initiative Plant for the Planet. Diese Initiative schafft es mehr wie irgendeine andere Initiative, Kinder und Jugendliche in der ganzen Welt für den Klimaschutz zu aktivieren. Aber selbst hervorragende Organisationen können über die Strenge schlagen. Und das ist - meiner Meinung nach – bei dieser Aktion passiert.

 

Die Arktik bietet sich besonders gut dafür an, den Klimawandel zu verdeutlichen – durch wissenschaftliche Expeditionen oder durch Künstler und deren eindrucksvolle Fotografien, Filme oder Eis-Installationen, wie z.B. bei Cape Farewell. Solche Expeditionen sind wichtig, um zum einen die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen, und zum anderen um uns vor Augen zu führen, was für eine einmalige, wunderschöne Welt wir im Begriff sind zu verlieren

 

Nun wird also am Nordpol ein Baum gepflanzt. Natürlich nur als Symbol für den Klimawandel, denn am Nordpol gibt es natürlich keine Erde, in der ein Baum wachsen könnte. Auch würde der Baum sowieso nicht wachsen, denn er ist ja künstlich – ein echter Baum würde in der Kälte nicht überleben.

 

Was symbolisiert ein künstlicher Baum am Nordpol dann eigentlich?

  • Dass in Zukunft Bäume am Nordpol wachsen werden? Ich kenne keine schwimmenden Bäume.
  • Dass es in der Arktis wärmer wird? Dazu brauchen wir kein Symbol, das ist leider schon ein Faktum, das man direkt mit Hlfe von Satellitenbildern sehen kann.
  • Dass der Klimawandel die Verbreitung von Flora und Fauna verändert? Auch dazu braucht es keinen symbolischen Baum, denn wir haben schon genügend Beispiele von veränderten Verbreitungsgebieten von Tieren und Pflanzen (siehe z.B. den Climate Service Center oder eine detaillierte Broschüre von UNEP)

 

Oder symbolisiert dieser Baum eher, wie entfernt wir Menschen oft von unseren eigenen Überzeugungen handeln? Wie schwierig es ist, die Balance zu halten zwischen Bekanntheit, Effektivität und konsequenter Handlungsweise? Braucht es wirklich einen deutschen Jungen und einen künstlichen Baum am Nordpol, damit wir verstehen, dass wir zu weit gehen? Wäre es nicht an der Zeit, direktere Zeichen zu setzen? Indem man z.B. zeigt, dass es möglich ist, seinen eigenen CO2 Fußabdruck zu minimieren und dennoch effektiv eine globale Organisation zu führen? Wir haben noch viel zu wenig Vorbilder, die zeigen, wie jeder von uns leben sollte, damit wir eine Kehrtwende schaffen. Ein solches Vorbild zu sein wäre – meiner Meinung nach – noch wichtiger als ein künstlicher Baum am Nordpol.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    buergerenergiewende (Mittwoch, 26 März 2014 22:44)

    Ich bin wie Maiken dagegen, daß Menschen und "Bäume" unnötig reisen und man nach immer weiteren Sensationen heischt. Für diese Kosten und CO2-Belastung, könnten vielleicht 1000 Menschen mit einem Sonderzug aus dem Umland nach Berlin gebracht werden. - Oder 1 Mio Mails an Gabriel-Merkel geschickt werden. - Werdet zahlreich kreativer!!

  • #2

    Gerald (Mittwoch, 26 März 2014 23:30)

    Dem Beitrag kann man sachlich kaum widersprechen. Aber ich denke immer wieder an die vielen Wissenschaftler und Experten die schon so lange vor den Folgen des Klimawandels warnen. Aber die Politik handelt einfach nicht! Was muss noch alles passieren? Meine (letzte) Hoffnung sind tatsächlich die Kinder von Plant-for-the-Planet. Zusammen mit ihnen könnten wir es vielleicht schaffen, den erforderlichen Bewusstseinswandel in Politik und Gesellschaft voranzubringen ...

  • #3

    Joseph Kramer (Donnerstag, 27 März 2014 05:04)

    ich glaube
    das größte Hindernis an der Rettung der Menschheit,
    sind vermutlich die Retter selbst,
    Statt gemeinsam in eine Richtung an einem Strang zu ziehen, kritisieren sie sich gegenseitig.

    Jede Aktion, die die Öffentlichkeit aufrüttelt und das Thema Klimawandel wieder ins Bewusstsein bringt,
    ist positiv und dringend nötig.

    So wie ich die Botschafter von Plant fort he Planet kennengelernt habe, weiß jedes dieser Kinder, dass die Arktis aus schwimmenden Eisfeldern besteht..
    Bei der Expedition von Plant for the Planet laufen wohl drei Abenteurer 50 Tage lang nach Kanada. Und stellen ihr Abenteuer in den Dienst dieser Kinderinitiative. Hoffentlich erreichen sie amit viele Schüler und Erwachsene weltweit-
    Die Expeditionsleiterin ist die berühmte Wissenschaftsjournalistin Notenboom.
    Gut, das wir endlich wieder über den Klimawandel sprechen.

  • #4

    Maiken (Donnerstag, 27 März 2014 08:19)

    Die Aktivitäten der Initiative Plant for the Planet sind sehr bewundernswert; sie haben sehr viel erreicht, um Kinder und Jugendliche aufzurütteln, und ihnen die Mut und die Fähigkeit zu geben, sich für ihre Zukunft einzusetzen. Und Kinder sind ein fantastischer Weg, an die Herzen der Erwachsenen zu kommen. Daher stimme ich dir vollkommen zu, Initiativen wie Plant for the Planet können sehr viel erreichen.

    Auch ist es dringendst notwenig, dass alle von uns, die die Dringlichkeit des Klimawandels verstehen, eng zusammen arbeiten, da gebe ich Ihnen vollkommen recht, Herr Kramer.
    Aber für mich ist bei dieser Aktion die Spanne zwischen sinnvoller und wichtiger Öffentlichkeitsarbeit und Geltungsdrang überdehnt. Ich denke, es wäre sehr wichtig, dass alle diejenigen, die sich für unsere Zukunft einsetzen, sich selbst die höchsten Ziele setzen sollten, um mit gutem Beispiel voranzugehen und zu zeigen, dass man auch mit weniger Konsum und Energieverbrauch ein gutes Leben führen kann. Und dabei sollte es keine Ausnahmen geben. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, im Gegenteil. Der Zweck sollte die Regeln für die Mittel verschärfen.

    Übrigens, natürlich wissen die Kinder von Plant for the Planet, dass unter dem Nordpol Eis liegt. Aber ein Großteil der Öffentlichkeit weiß es nicht. Das erfahre ich immer und immer wieder bei meinen Vorträgen, bei denen ich das Publikum frage, was unter dem arktischen See-Eis liegt. Eine Aktion, die dieses Unwissen bestärkt, erscheint daher nicht wirklich im Sinne einer Aufklärung der Öffentlichkeit.